Gemeinsam neue Kraft und Vertrauen
finden: über Menschen, die ich eine
Zeit lang begleitet habe.

Damit Sie sich besser vorstellen können, auf welche Weise ich Ihnen oder Ihrem Angehörigen vielleicht helfen kann, möchte ich Ihnen nun von einigen meiner Beratungen erzählen. Alle Details sind realitätsgetreu, verändert habe ich nur die Namen.

Hanna, 12 Jahre, Datteln

„Ich finde es super, dass wir beide einen Zwerchfellstimulator haben und auch darüber quatschen können. Denn sonst versteht mich ja fast nie einer.“

Hanna ist von Geburt an querschnittgelähmt und lebt im André-Streitenberger-Haus. Dort finden langzeitbeatmete Kinder und Jugendliche ein Zuhause, das ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Hanna erlebte sich als das einzige Mädchen mit so hoher Lähmung. Sie hatte keine Vergleichsmöglichkeit und ihr fehlte eine Perspektive für die Zukunft, die in ihren körperlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten liegt – und ein Vorbild, wie ihre Krankenschwester mir sagte.

Wir beide können über Dinge sprechen, die jedes Mädchen und jede Frau bewegen, ohne unsere besondere körperliche Situation immer erklären zu müssen, denn die andere erlebt sie ja ebenfalls. Hanna interessiert sich sehr dafür, wie das Sprechen und die Atmung funktionieren. Besonders schön finde ich, dass Hanna mir heute am Telefon vorsingt.

Herr Schmidt, 70 Jahre, Nürtingen

Bei einem Fahrradunfall erlitt Herr Schmidt im Rentenalter einen Genickbruch, der zu einer hohen Querschnittlähmung führte. Seit einem Jahr lebt er mit seiner Frau in einer barrierefreien Wohnung und wird von einem Pflegedienst rund um die Uhr betreut. Schon bald nach seinem Unfall konnte ich Herrn Schmidt in der Unfallklinik besuchen. Ich kam zu ihm als jemand, der ähnliche schwere Momente erlebt hat und sagen durfte: „Ich kann mir vorstellen, wie es Ihnen geht“, ohne vermessen zu klingen. Genauso konnte ich ihm zeigen, dass das Leben sehr wohl weitergeht und sich immer wieder neue Perspektiven auftun. Anfangs haben wir viel über Praktisches wie Hilfsmittel gesprochen. Heute beschäftigen uns Themen wie: „Wie sag ich´s meiner Krankenschwester“ oder „Welche Maussteuerung brauche ich für den Computer?“

Wir unterhalten uns aber auch gern über ganz „unbehinderte“ Themen wie eine gute Flasche Rotwein oder den selbst gebackenen Kuchen eines gemeinsamen Freundes.

Birgit, Ende 30, Diplom-Sozialpädagogin

Seit 2005 lebt Birgit mit 24-Stunden-Persönlicher-Assistenz. Im Beruf ist sie eine gute Mediatorin, aber privat ist sie völlig auf sich selbst gestellt, wenn sie ihre Assistenz organisieren und sich als Chefin eines nur allzu menschelnden Betriebs behaupten muss. Sie fühlt sich allein im Kampf gegen eine Gruppe Assistenten, die ihre Gutmütigkeit in Sachen Dienstzeiten ausnützt.

Ich stärke ihr den Rücken und mache ihr klar, dass sie Geld für eine Dienstleistung bezahlt und daher ein Anrecht darauf hat. Birgit fühlt sich verpflichtet, ihre Assistenten bei guter Laune zu halten, damit diese gern kommen und es ihr bei der Arbeit nicht „heimzahlen“, wenn sie z. B. nicht auf Wünsche bei der Dienstplangestaltung eingegangen ist.

Wir beide reden über ihr Vorgehen bei der nächsten Dienstbesprechung. Manchmal unterstütze ich sie auch persönlich bei einer Besprechung, damit sie sich nicht so allein fühlt.